Bericht von unserem Aktionstag anläßlich der Hauptversammlung der Commerzbank am 30.05.03 in Frankfurt

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Bericht von unserem Aktionstag anläßlich der Hauptversammlung der Commerzbank am 30.05.03 in Frankfurt


- Info via SVD -

Der gestrige Aktionstag, bei dem wiederum mit Transparenten und Flugblättern Präsenz und Flagge gezeigt wurde gegen die Immobetrug begünstigt habenden Banken, war ein Erlebnis. Diesmal ging es um die HV der Commerzbank, die in der Festhalle auf dem Messegelände Frankfurt stattfand.

Bei herrlich strahlendem Wetter trafen sich die ersten Aktivisten gegen 8 Uhr auf dem Platz vor dem Haupteingang der Festhalle. Sobald wir etwa 5 Aktivisten waren, kamen auch schon gleich 2 Sicherheitsbeamte der Polizei in Zivil mit Commerzbank-Namensschildchen am Revers auf uns zu und stellten sich uns vor - wir kennen ja mittlerweile das übliche Procedere. Die Beamten zeigten sich aber der Problematik selbst gegenüber immerhin sehr aufgeschlossen und ließen uns auch vor dem Haupteingang zur HV gewähren, um dort unsere Transparente aufzustellen und Flugblätter zu verteilen. Man wünschte uns viel Erfolg und gutes Gelingen für die Protestaktion. Wenn allerdings der Zugang für die Aktionäre durch uns behindert werden würde, müßten Maßnahmen dagegen ergriffen werden bis hin zu einer denkbaren Anzeige wegen Hausfriedensbruch u.a.m. Das konnten wir schon zusichern, daß es dazu nicht kommen werde. Also schon ein erster Unterschied zur HV der HVB in München, als man sich dort richtiggehend anstellte und Sicherheitsdienst wie Messe-Hausherr uns vertrieben hatte - und das gleich mehrfach - an zu wechselnde Standorte, wo man dann zwangsläufig auf mehr oder weniger verlorenem Posten stehen mußte, was ja von denen beabsichtigt war.



Hier aber in Ffm strömten denn auch bald die Aktionäre zur Versammlung, immer wieder ein neuer Schub mit Bussen oder U-Bahn traf ein. Die meisten Passanten waren zugänglich und ließen sich auch gern die in ansprechenden Farben gehaltenen Info-Flugblätter in die Hand drücken. Gelegentlich ergab sich ein kleines Gespräch zum Thema. Nur sehr wenige (vom Typ her bereits klar erkennbar) lehnten ab, Info ausgehändigt zu bekommen. Bald mußten wir feststellen, daß allgemein die Menge der Flugblätter vergriffen war, man hätte gut noch ein paar 100 mehr kopieren können - das merken wir uns fürs nächste Mal.

Leider mischte sich auch eine Trittbrettfahrerin unter die Leute und verteilte Flugblätter aus dem Rucksack. Es sah in der Aufmachung von weitem aus wie ein Flugblatt von immobetrug.de, allerdings war es bei näherem Hinsehen etwas ganz anderes und handelte von esoterischen Weisheiten etc. Davon distanzieren wir uns allesamt ausdrücklich, das ist ja auch gar nicht unser Thema. Sie tat aber bewußt so, als würde sie zu uns gehören. Leider kann man nicht dafür auch noch sorgen, daß solche dreisten Prospektverteiler mit unterwegs sind und die Menschenmassen einfach unterwandern. Aber so etwas führt dann dazu, daß die Leute übersättigt mit Infomaterial bald gar nichts mehr annehmen und erst recht nicht lesen wollen.



Mittlerweile war der Vorplatz reichlich mit Transparenten ausgestattet, auch auf dem Boden liegend befestigt ("10 Gebote auch für Banken - Banken sehr eure Verantwortung!") und an den Pfählen mit angebrachten Plakaten und Tafeln. Als Verteiler waren wir inzwischen insgesamt gut 10 Aktivisten, die entweder Flugblätter verteilten oder auch stehend Transparente, z.B. immobetrug.de, den ankommenden Gästen entgegenhielten. Presse und Fernsehen war auch vertreten, z.B. von n-tv. Einem Journalisten des DLF gab ich ein Statement als Interview ins Mikrofon - er bat darum -, wobei ich die allgemeine Situation des organisierten Massenbetruges mit Steuersparimmobilien darstellte, was kein Einzelproblem der Commerzbank ist, dort aber eben auch zutrifft. Insbesondere durch ein bekannt gewordenes internes sog. "Commerzbank-Papier" konnte nachgewiesen werden, daß die Bank sehr wohl von dem ganzen schmutzigen Geschäft, bei dem Ahnungslose bewußt über den Tisch gezogen und um ihre Altersvorsorge gebracht werden sollten, gewußt hat.



Gegen 10:30 Uhr beendeten wir die Aktion draußen und gingen - diejenigen die noch weiter Zeit hatten und eine Eintrittskarte hatten ergattern können - in die Veranstaltung hinein. Zuvor kam ein junger Aktionär von sich aus auf uns zu und bot uns noch 2 übrige Eintrittskarten gratis an - eine faire Geste. Wieder mußte man wie in München (nicht so jedoch in Aachen) am Eingang eine elektronische Schleuse passieren, wo man nach metallenen Gegenständen aller Art untersucht wurde. Anschließend bekam man einen Stimmkartenblock ausgehändigt.

Zu Beginn gab es die protokollmäßig üblichen Reden von Coba-Chef Müller und AR-Chef Kohlhaussen (ehem. Vorstand Coba - Parallele zur HVB München: dort wechselte ja der VS Schmidt auch anschließend direkt in den AR der HVB, das ist also so wohl gang und gäbe?) zum Ergebnis des vergangenen Wirtschaftsjahres 2002 mit dem natürlich sehr schlechten Ergebnis eines immens gefallen Aktienkurses und einer Dividende von gerade mal 10 Ct. Danach begann die allgemeine Aussprache. Über 21 Wortmeldungen seien schon avisiert worden - es schien also wieder mal ein langer Tag zu werden. Die Festhalle war jedenfalls nahezu voll besetzt, ich schätze so um die 1500 Gäste mögen schon anwesend gewesen sein. Es dauert auch nicht lange, da traten Redner auf, die die Veranstaltung bereits bis zum jetzigen Zeitpunkt zum Event werden ließen. Sie sparten nicht mit herber Kritik gegen Vorstand und Aufsichtsrat und bedienten sich dabei deftig gewürzter Ironie, Mutterwitz, dezenter Trockenheit von Humor und aber auch ausfälligen Gebrülls eines kleinen "Giftzwergs" (sorry!), der mit seinen haarspalterischen Formalismen die Halle bald in 2 Lager teilte, denn nach seinem maßlosen Überziehen der Redezeit von insgesamt über eine halbe Stunde (jedem standen offiziell nur 10-15 Min. zu) riefen immer mehr aus dem Publikum "Aufhören!". Der wollte vornehmlich erreichen, daß die heutige Beschlußfähigkeit der Versammlung als nicht gegeben festgestellt würde, und dafür bemühte er sich, so manche (kleinlichen) Mängel im Ablauf mit erregter Stimme geradezu dramatisch aufzubauschen. Dadurch wurden manche guten Vorschläge, die er brachte, von ihm selbst zerredet, was ihm auch durch unangepaßte rhetorische Mittel "gelang".

Die von Gerd Renner und Roland Dölker angemeldeten Redebeiträge, die wir ja hauptsächlich live erleben wollten, wurden somit auch wie befürchtet sehr weit nach hinten geschoben. Manche von uns Aktivisten mußten aber aus terminlichen Gründen am Nachmittag weiteren Aufgaben nachgehen, so daß auch ich diese Reden live nicht mehr selbst miterleben konnten. Die Betroffenen von uns verließen daher gegen 14 Uhr die Veranstaltung (daher nannte ich diesen Bericht nur einen Teilbericht).

Mit Roland Dölker sprach ich dafür abends noch ausgiebig telefonisch. Die Reden von Gerd Renner und ihm seien auch erst gegen 18 Uhr dran gewesen. Im Anhang können Sie zumindest Rolands Rede selbst nachlesen, die von Gerd Renner sei dafür nur wenige Minuten kurz gewesen und habe sich nicht mehr an das schriftliche vorbereitete Konzept gehalten.

Es hat sich jedenfalls einmal mehr gezeigt: Ob nun HVB, Coba (sicher auch Deuba und manche andere) - das ganze System ist ein Einheitsbrei der gleichen Bankenplattform und eines darauf aufbauenden leicht modifizierten, individuellen Gehäuses, so wie in Europa auch etwa auf ein vorhandenes Fahrwerk im Automobilbau eines bestimmten Herstellers andere Hersteller ihre Karosserien darauf zusammenbauen. Im Grunde ist das Ganze aber von den Köpfen und Namen her durchaus austauschbar. Es ist heute auch egal, von welcher Bank man abgezockt wird, denn das tun sie ja mittlerweile alle und müssen es wohl - schon um bei ihren Mitbewerbern konkurrenzfähig zu bleiben. (Allerdings verwahrte sich Hr. Kohlhaussen entschieden gegen den Vorwurf "Abzockerclique", den ein Redner wörtlich so gebracht hatte.)

Ach ja, noch eines soll nicht unerwähnt bleiben: Uns fiel auf, daß einer der schon bei der HVB in München uns beobachtenden Aufpasser auch bei dieser Veranstaltung wieder zugegen war, sogar im gleichen Outfit. Das fiel mir gleich auf. Wir wurden draußen auch reichlich von ihm fotografiert und bei unseren Protestaktivitäten beobachtet. Auf Befragen könne er uns aber nicht seinen Namen nennen. Ist der Staatsschutz schon aufmerksam auf uns geworden? Muß es dem Staat nicht zuwider laufen, wenn wir die Hintergrundmachenschaften und Verflechtungen zwischen Politik, Wirtschaft und Justiz zum Nachteil der Bevölkerung der Öffentlichkeit gegenüber aufklären (und das ja auch nachweisen können), wenngleich das eben bisher justiziell nicht in dem gebotenen Maße gewürdigt wurde? Aber da die oberste Justiz ja nach wie vor den Banken schützend zugeneigt ist, muß einen das ja auch nicht wirklich wundern.

Schließlich sei den Aktivisten vor Ort, die sich auch nach einem "Vatertag" dazu in aller Frühe aufgerafft haben ein Zeichen zu setzen, gedankt für ihr Engagement. Jeder der nicht dabei war, aus welchen Gründen auch immer, hat schon etwas verpaßt. Denn gerade die Veranstaltung drinnen war streckenweise Kino ohne Geld, wie man so schön sagt. Wir werden unseren Widersachern jedenfalls weiter auf den Fersen bleiben. Und unseren Beobachtern erst recht auch!

Mit freundlichem Gruß
L.B. Werner
(Vors. des SVD)


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